Rückbau Erdgasspeicher Fronhofen
Nach rund 27 Betriebsjahren wird unser Erdgasspeicher Fronhofen bei Ravensburg (Baden-Württemberg) zum 01.10.2024 stillgelegt und danach rückgebaut
Hintergrund
Am 16. Mai 1997 wurde der Porenspeicher Fronhofen in der ehemaligen Erdgaslagerstätte Fronhofen-Ilmensee in Betrieb genommen. Mit neun Millionen Normkubikmetern Speicherkapazität gehört er zu den kleinsten Speichern in Deutschland. Nach rund 27 Betriebsjahren hat Storengy Deutschland nach ausführlicher Abwägung die unternehmerische Entscheidung getroffen, diesen Speicher zum 01. Oktober 2024 stillzulegen.
Der Speicher Fronhofen wurde primär zum Zwecke der Lastflusszusagen an den Fernleitungsnetzbetreiber terranets bw genutzt. Lastflusszusagen werden für den einwandfreien Betrieb von Gasnetzen benötigt. Damit wird sichergestellt, dass bestimmte Gasflüsse an einem oder mehreren Ein- und Ausspeisepunkten ausreichend zur Verfügung stehen. Das heißt, der Speicher wurde schon seit längerem nicht mehr für die direkte Versorgung der Bundesrepublik Deutschland mit Erdgas genutzt. Der Fernleitungsnetzbetreiber hat mittlerweile umfangreiche Netzausbaumaßnahmen umgesetzt, sodass kein Bedarf mehr für einen Netzausgleich durch Nutzung des Gasspeichers Fronhofen besteht. Dementsprechend hat der Speicherkunde seinen Vertrag zum 01. Oktober 2024 beendet.
Seit fast 30 Jahren sind wir vor Ort aktiv. Mit der lokalen Gemeinschaft sind wir eng verbunden: Sei es mit den Freiwilligen Feuerwehren, sozialen Einrichtungen oder dem Sportverein Fleischwangen, dessen Jugend-Fußballcamp wir jedes Jahr in Form eines Sponsorings unterstützen. Wir sind Teil dieser Region und mit Herzen dabei, wenn es darum geht, unsere Verantwortung wahrzunehmen, um unseren Betrieb ordnungsgemäß und fachgerecht unter Einhaltung unserer TÜV-zertifizierten Sicherheitsstandards rückzubauen.
Klaus Fäßler, Betriebsleiter Erdgasspeicher Fronhofen
Keine Bedeutung für die Versorgungssicherheit
Gemessen an dem gesamten Arbeitsgasvolumen der deutschen Gasspeicher, das rund 23 Milliarden Normkubikmeter beträgt, hat der Gasspeicher Fronhofen nur einen Anteil von 0,04 Prozent. Der Speicher spielt somit keinerlei Rolle für die Energieversorgung in Deutschland. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Anteil der deutschen Gasspeicher an den Gasspeicherkapazitäten der Europäischen Union ein Viertel beträgt, ergibt sich für den Gasspeicher Fronhofen auf EU-Ebene sogar nur ein Anteil von knapp 0,01 Prozent.
Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg bestätigt diese Einschätzung und „sieht keine Notwendigkeit, mit staatlichen Mitteln eine Stilllegung des Erdgasspeichers Fronhofen-Ilmensee abzuwenden.“
Des Weiteren wurde 2016 die Nordschwarzwaldleitung von Au am Rhein über Ettlingen und Pforzheim nach Leonberg in Betrieb genommen. Mit dieser neuen Gasleitung ist ein weiterer Anschluss an die Trans-Europa-Naturgas-Pipeline (TENP) entstanden, die Gas von den Niederlanden bis in die Schweiz und nach Italien transportiert. Damit wird ein Beitrag zur Versorgungssicherheit in Deutschland geleistet und der Erdgasspeicher Fronhofen verliert noch mehr an seiner lokalen Bedeutung für die Energieversorgung.
Genehmigung und Verfahren
Gemäß Energiewirtschaftsgesetz wurde die Stilllegung der Gasspeicheranlage bei der Bundesnetzagentur angezeigt und am 27. Feburar 2024 per Beschluss offiziell genehmigt. Der zuständigen Bergbehörde, dem Landesamt für Geologie, Rohstoffe und Bergbau im Regierungspräsidium Freiburg, wurde die weitere Vorgehensweise erläutert und die Stilllegungsabsicht formal angezeigt.
Für die Stilllegung von Betrieben unter Bergaufsicht ist im Bundesbergesetz (BBergG) ein Abschlussbetriebsplan (ABP) gefordert, der die einzelnen Betriebspunkte in Bezug auf mögliche Gefahren und deren Beseitigung beschreibt und festhält, welche Nachnutzungsziele erreicht werden müssen.
Aktuell bereitet Storengy eine solche Antragstellung vor. Hierbei werden die geplanten Maßnahmen zur Verfüllung und Sicherung der Tiefbohrungen genauso wie der Rückbau der nicht mehr benötigten Betriebs- und Bohrplätze sowie der Rohrleitungen beschrieben. Ziel ist der vollständige Rückbau aller für den Erdgasspeicher errichteten Anlagen unter Berücksichtigung der lokalen Bedürfnisse und eines behördlich abgestimmten Nachnutzungskonzeptes.
Die Behörde bindet im Genehmigungsverfahren alle Träger öffentlicher Belange sowie betroffene Gemeinden ein. Zu den betroffenen Gemeinden gehören Fleischwangen, Horgenzell, Pfrungen, Wilhelmsdorf und Zußdorf.
Zeitplan
Es ist vorgesehen, dass der Rückbau zügig im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften durchgeführt wird. Der detaillierte Zeitplan des Projekts wird noch festgelegt. Grob können folgende ineinander übergehende Projektschritte festgehalten werden:
Erstellung Abschlussbetriebsplan und Sonderbetriebspläne für die Bohrungen, Bohrplätze, Rohrleitungen und Obertageanlagen für die Antragsstellung bei der zuständigen Bergbehörde.
Beginn Abbau bzw. Rückbau der Obertageanlagen, der Bohrungen inklusive Bohrplätze und der Feldleitungen, vorbehaltlich der Zustimmung der Genehmigungsbehörde, dem Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie.
Umsetzung von Renaturierungsmaßnahmen bzw. Bereitstellung der Flächen für eine Nachnutzung.
Ausführung abschließender Tätigkeiten.
FAQs
Nachfolgend finden Sie die häufigsten Fragen und Antworten rund um den Rückbau.
Ja, wir werden die Bürger:innen und weitere interessierte Parteien regelmäßig über den Fortschritt des Rückbaus und wichtige Meilensteine informieren. Dies geschieht über die Unternehmenswebseite, die lokale Presse sowie über ggf. weitere Informationsangebote vor Ort.
Es könnten geringe temporäre Beeinträchtigungen im Verkehr auftreten, insbesondere während der aktiven Rückbauphasen. Wir wollen diese Beeinträchtigungen auf ein Minimum reduzieren und die Anwohnenden bei eventuellen Verkehrseinschränkungen rechtzeitig über Ausschilderungen oder die lokale Presse informieren.
Storengy ist lediglich Pächter und nicht Eigentümer der Flächen. Nach dem Rückbau wird das Grundstück entweder renaturiert oder für andere Nutzungen vorbereitet. Konkrete Pläne für die zukünftige Nutzung sind nicht festgelegt und müssen mit Eigentümer:innen und Gemeinden abgestimmt werden.
Nein, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz haben bei uns oberste Priorität. Wir verfügen über ein umfangreiches TÜV-zertifiziertes Sicherheitskonzept, das von den zuständigen Behörden geprüft wird. Die Obertage-Anlage wird zum Zeitpunkt des Rückbaus bereits druck- und energiebefreit sein und daher kein erhöhtes Risikopotenzial darstellen. Seit über 20 Jahren arbeiten wir am Erdgasspeicher Fronhofen ohne Unfall mit Ausfallzeit.
Interne Untersuchungen haben ergeben, dass sich der Speicher Fronhofen aufgrund der geologischen Strukturen für die Wasserstoffspeicherung nicht eignet. Aktuell wird davon ausgegangen, dass sich Salzkavernenspeicher deutlich besser für die Wasserstoffspeicherung eignen als - wie auch hier vorliegend - Porenspeicher (ehemalige Lagerstätte).
Der Speicher in Fronhofen wird nicht für die Tiefengeothermie genutzt, da die geologischen, rechtlichen und wirtschaftlichen Bedingungen des Standorts dafür nicht geeignet sind.
Die Teufe der Bohrungen ist nicht tief genug, um sie für Tiefengeothermie zu nutzen. Die bei der Tiefengeothermie genutzte Technologie der offenen Aquifere ist in der Gesteinsschicht (Trigonodus-Dolomit), in der sich die Bohrungen für die Erdgasspeicherung befinden, nicht vorhanden. Es müsste tiefer gebohrt werden.
Storengy verfügt ausschließlich über Nutzungsrechte für das Trigonodus-Dolomit und nicht für die tieferen Erdschichten. Das aktuelle Nutzungsrecht bezieht sich ausschließlich für die Erdgasspeicherung. Es bedarf also neuer rechtlicher Rahmen und Verfahren.
Unter Berücksichtigung dieser Aspekte und der erhöhten Investitionen und Risiken, die damit einhergehen, sieht Storengy von einer Tiefengeothermienutzung ab.
Dialog und Austausch
Eine transparente, frühzeitige und kontinuierliche Kommunikation auf allen Ebenen ist uns sehr wichtig. Für weitere Auskünfte stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!